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Lehrstand. Zu ihm gehören: die Lehrer in den Volks-,
Bürger- und Gelehrtenschulen oder den Gymnasien, in den
Gewerbeschulen und auf den Hochschulen oder den Universitäten.
In den Volksschulen werden die Kinder vom 6. bis zum 14. Jahre
unterrichtet und erhalten diejenige Bildung, die keinem Menschen fehlen
sollte, um ein nützliches Mitglied in der Familie, in der bürgerlichen
und kirchlichen Gemeinde und im Staate zu werden — eine Bil-
dung, welche für jede höhere die Grundlage enthält. In den
Bürger- oder Realschulen wird diese Bildung für solche gestei-
gert, welche sich den höheren Gewerben, der Kaufmannschaft oder dem
Handel u. s. w. widmen wollen. Die Gymnasien werden von
denjenigen jungen Leuten besucht, die einst Beamte, Richter, Ärzte,
Geistliche u. s. w. werden wollen. Nach ihrer Entlastung von
dem Gymnasium besuchen diese die Universität und bereiten sich
hier für ihren bestimmten Beruf vor; sie heißen dann Studenten,
und ihre Lehrer heißen Professoren. Außer den genannten Unter-
richtsanstalten giebt es noch Seminarien für Geistliche und
Lehrer. Auch die Geistlichen gehören zum Lehrstande, denn sie
unterrichten nicht allein die Jugend in der Religion, sondern verkündigen
von der Kanzel herab, am Krankenbette u. s. w. auch den Erwachsenen
Gottes Wort, und spenden ihnen die Heilsmittel der Kirche. In Schule
und Kirche ist also der Lehrstand unablässig thätig, die Mitglieder des
Staates das Wahre vom Falschen — das Rechte vom Unrechten —
das Gute vom Bösen unterscheiden zu lehren: sie zu unterweisen in
ihren Pflichten gegen sich selbst, gegen ihren Nächsten und gegen
Gott, kurz sie durch Unterricht und Erziehung geistig tüchtig zu
machen, in ihrem Lebensberufe das erkannte Gute überall zu thun
und das Böse überall zu meiden. Dem preußischen Staate gebührt
der Ruhm, seit einer Reihe von Jahren durch Gründung muer Unter-
richtsanstalten, namentlich der Lehrer-Seminarien und durch die
Vermehrung der Volksschulen, so wie durch Einführung eines re-
gelmäßigen Schulbesuchs aller Kinder sehr viel gethan und edle,
menschenwürdige Bildung unter seinen Bewohnern verbreitet zu haben.
Aber trotz Kirche und Schule giebt es leider viele Menschen, die
nicht thun, was recht und gut ist, die gegen die Gesetze han-
deln, und Vergehen und Verbrechen verüben. Solche zu strafen
und unschädlich zu machen, und die guten Bürger in ihrem Leben,
ihrem Eigenthum und ihrer Ehre zu schützen, ist die Sache und die
Pflicht der Obrigkeit. — Ihre Mitglieder heißen im Allgemeinen
Beamte (Staatsbeamte), und diese sind wieder theils poli-
zeiliche, theils richterliche, theils verwaltende. Die Verwal-
tungsbeamten sind die Vorsteher des Staates, der Provinzen,
der Regierungsbezirke, der Kreise, der Gemeinden; sie haben die
bestehenden Gesetze zur Ausführung zu bringen, und über deren Beobach-
tung zu wachen. Die Polizeibeamten haben die Vergehen gegen
das Gesetz anzuzeigen, die Verbrecher zu verhaften und den Gerichten
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
245
Sohn, beginnt der Vater, dieses Zeichen
Darf an Sinn und Würde keinem weichen!
Denn vernimm: Vor mehr als dreißig Jahren
War das Vaterland in Schmach und Drang;
Aber schnell entstanden Heldenschaaren,
Als des Königs Losungswort erklang:
Unsers Feindes Übermuth zu dämpfen,
Für den Thron, sürs Vaterland zu kämpfen.
Gott ist stark! Er gab uns das Geleite,
Gab uns gnadenvoll des Sieges Glück;
Nach der Trauersrist, nach schwerem Streite
Kehrte Fried' und Segen uns zurück;
Und der König reichte dies den Siegern:
„Friedrich Wilhelm Preußens tapfern Kriegern/
Christenmuth hat uns der Noth entrungen;
Darum hebt sich dieses Kreuz hervor,
Von dem Eichenlaube schön umschlungen;
Ruhm und Freude strahlen rings empor.
Doch der König, Vorbild seinem Heere,
Spricht: „Gott war mit uns, ihm sei die Ehre."
Mancher starb sürs gute Recht; das deutet
Dieses: „Aus erobertem Geschütz!"
Stürmend haben Preußen es erbeutet
Unter Kugeln und Kanonenblitz.
Auch die Zeit, wo wir den Feind vertrieben,
Ist zum Angedenken ausgeschrieben.
Selbst den König schmückt dies Ehrenzeichen.
Heil dem gütigen, dem edlen Herrn!
Nimmer wird der Preuße von ihm weichen,
Für ihn lebt er, für ihn stirbt er gern.
Segen ihm und Ehre seinem Namen!
Millionen rufen freudig: „Amen!" (W. Bobrick.)
Dem vielgeprüften Könige Friedrich Wilhelm Iii. war es heschieden,
noch viele Jahre des Friedens zu erleben. Während derselben liess er es sich
wieder ganz besonders angelegen sein, die Wunden, die der Krieg dem Lande
geschlagen hatte, zu heilen und die Wohlfahrt seines Yolkes zu fördern, indem
er für Kirche und Schule sorgte, Kunst und Wissenschaft hob und Handel
und Wandel zu beleben suchte. Durch den von ihm ins Leben gerufenen
deutschen Zollverein verlieh er dem Handel einen neuen Aufschwung.
Auf die weitere Ausbildung des Heeres, wie er es in den Jahren der
Drangsal geschaffen hatte, verwendete er grosse Sorgfalt — und durch die
Gründung vieler neuer Unterrichts-Anstalten, namentlich der L ehrer-
Seminare, sowie besonders durch die Königliche Verordnung vom Jahre
1825, nach welcher „jedes Kind verpflichtet ist, so lange die
Schule zu besuchen, bis es die einem vernünftigen Menschen
seines Standes nothwendigen Kenntnisse besitzt“, hat ersieh
um die Bildung seines Yolkes unsterbliche Verdienste erworben. Unter
seiner Regierung hat Preussen den Lus erlangt, das „Land der Schulen
und Kasernen“ zu sein. —
Am T. Juni 1840 endete ein sanfter Tod das Leben des Königs, nachdem
er 43 Jahre regiert hatte. Seine Begräbnissstätte ist in dem Mauso-
leum zu Charlottenburg, neben dem Grabe der Königin Louise.—
Ihm folgte in der Legierung sein ältester Sohn:
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
246
Ls. Friedrich Wilhelm Iv., König von Preußen.
(1840—1861.)
Nach Friedrich Wilhelm's Ei. Tode bestieg am 7. Juni 1840
der Kronprinz als Friedrich Wilhelm Iv. den Thron seines Vaters.
Mit hohen und frommen Vorsätzen begann er seine Regierung. Als
er am 10. Sept. 1840 in Königsberg die Huldigung der Abgeord-
neten der Provinzen Preußen und Posen empfing, da hob er seine Rechte
gen Himmel und sprach in ernster und feierlicher Stimmung die Worte:
„Ich gelobe hier vor Gottes Angesicht und vor diesen Zeugen allen, daß ich
ein gerechter Richter, ein treuer, sorgfältrger, barmherziger Fürst, ein christlicher
König sein will, wie mein unvergeßlicher Vater es war. Gesegnet sei sein An-
denken! Ich will Recht und Gerechtigkeit mit Nachdruck üben, ohne Ansehn
der Person. Ich will das Beste, das Gedeihen, die Ehre aller Stände mit
gleicher Liebe umfassen, pflegen und fördern — und ich bitte Gott um den
Fürstensegen, der den Gesegneten die Herzen der Menschen zueignet und aus
ihm einen Menschen nach dem göttlichen Willen macht — ein Wohlgefallen der
Guten, ein Schrecken der Frevler! Gott segne unser theures Vaterland!"
Am 15. Oktober desselben Jahres fand in Berlin die Huldi-
gungsfeier der übrigen sechs Provinzen statt, wobei der König vor einer
zahllosen Volksmenge also sprach:
„Ich gelobe, mein Regiment in der Furcht Gottes und in der
Liebe der Menschen zu führen!"
Getreulich hat Friedrich Wilhelm Iv. diese Gelöbnisse gehalten
nach seinen besten Kräften. Freundlich und liebevoll gegen Jeden
im Lande, war er mit mildthätiger Hand überall bereit, wo es galt,
Noth und Elend zu lindern. Künste und Wissenschaften,
Handel und Gewerbe, Acker- und Bergbau gewannen unter sei-
ner Regierung einen hohen Aufschwung. Was dem preußischen See-
handel noch fehlte, war der Schutz einer Kriegsmarine*) und für
diese ein Nordseehafen. Friedrich Wilhelm Iv. ließ darum in
Danzig, Stettin, Stralsund Marine-Anstalten gründen, stiftete
in Berlin ein Seecadetten-Jnstitut, kaufte Kriegsschiffe, er-
nannte seinen Vetter, den Prinzen Adalbert, zum Admiral der bis
auf 57 Fahrzeuge (mit 292 Kanonen) gebrachten jungen Marine und
erwarb 1854 für l/2 Mill. Thlr. von Oldenburg den Jadebusen
als Gebiet zur Anlegung eines preußischen Kriegshafens. Der hohe
Kunstsinn des Königs ließ ihn kein Opfer scheuen, prachtvolle Denk-
mäler alter Baukunst zu erhalten und unvollendete ihrer Vollendung
entgegenzuführen. Mit königlicher Freigebigkeit zahlte er zur Vollendung
des herrlichen Domes zu Köln allein jährlich 50,000 Thlr. —
Am 5. Dezember 1848 gab der König dem Lande jeine Ver-
fassung (Constitution). Nachdem dieselbe von der Volksver-
tretung, den beiden Kammern, revidirt (durchgesehen) und mit den-
selben vereinbart worden war, wurde sie am 6. Februar 1850 vom
Könige beschworen. Seitdem ist Preußen ein konstitutioneller Staat,
*) Kriegsmarine ----- Seemacht, Kriegsschiffe mit ihrer Bemannung.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv. Friedrich_Wilhelm's Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Iv Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Königsberg Berlin Gottes Danzig Stettin Stralsund Berlin Oldenburg
228
29. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst von
Brandenburg.
(1640 —1688.)
Selten ist ein Staat so rasch zu seiner jetzigen Größe und Macht
emporgewachsen, als das Königreich Preußen. Kaum 500 Quadrat-
meilen enthielt die Mark Brandenburg, die sich der erste Kurfürst
Friedrich von Hohenzollern im Jahre 1415 mit 400,000 Gold-
gülden vom Kaiser Sigismund erkaufte — und jetzt, nach 400 Jahren,
umfaßt der daraus entstandene preußische Staat über 6000 Quadrat-
meilen. Schon unter der Regierung des Kurfürsten Johann Sigis-
mund (von 1608 — 1619) waren das Herzogthum Cleve (am
Niederrhein), die Grafschaft Mark und Ravensberg (in West-
phalen) und das Herzogthum Preußen*) durch Erbschaft an die
Mark Brandenburg gefallen. Seine jetzige Größe und Bedeutung
aber hat Preußen zunächst jenem Manne zu danken, der 1640 den
Lrandenburgischen Thron bestieg: Friedrich Wilhelm, dem großen
Kurfürsten. Er war der elfte der Kurfürsten aus dem Hause
Hohenzollern. Geboren und groß geworden in der trostlosen Zeit
des 30jährigen Krieges, hatte er das Elend der damaligen Zeit
tief empfunden. An dem Werke des „westphälischen Friedens"
nahm er daher eifrigen Antheil. Für den an Schweden abgetretenen
Theil von Pommern, welches 1637 ganz an Brandenburg ge-
fallen war, erhielt er die Erzstifter: Magdeburg, Halberstadt
und Minden. Aber in dem Lande, das er regieren sollte, sah es,
wie allenthalben in Deutschland, gar traurig aus: kein Geld, kein
Heer, kein Ackerbau, weder Gewerbe, noch Handel, noch Schu-
len, grenzenloses Elend überall. Diesen Jammer zu tilgen, das
Volk durch Unterricht zu bilden, das Land durch Herstellung der
Ordnung, durch Ackerbau, Handel, Gewerbe und Kunst und
durch ein geordnetes und geübtes Heer wieder stark zu machen:
das hat der große Mann zur Aufgabe seines Lebens gemacht. Frei-
lich ging es dabei nicht immer ohne harte Kämpfe her, nicht bloß im
Innern seines Landes, sondern auch nach außen hin. Während
er mit seinem Heere am Rhein stand, um seine Erbländer, das Her-
zogthum Jülich, Cleve, Berg und die Grafschaft Mark gegen den
eroberungssüchtigen Franzosenkönig Ludwig Xiv. zu schützen, hatte
*) Der Rame Preußen kommt erst gegen das Ende des 10. Jahrhunderts Inder Geschichte
vor und bezeichnet diejenigen Völkerschaften, welche das nordöstliche, an Rußland grenzende
Gebiet an der Memel und Weichsel bewohnten. Weil ste Anwohner (Nachbarn) der Russe«,
damals Reußen genannt, waren, so gab man ihnen den Namen: Poreußen, d. h. die an
oder bei den Reußen Wohnenden, woraus später der Name Preußen entstanden ist.— Rauh,
wie die Natur des Landes, waren auch die Bewohner desselben. Erst im 13. Jahrhundert 'wur-
den sie durch die deutschen Ordensritter zum Christenthum bekehrt, welche von nun an das
Land beherrschten. Marienburg an der Nogat (im jetzigen Regierungsbezirk Marienwerder)
war der Sitz dieses Ordens. Der letzte Hochmeister desselben war Albrecht von Bran-
denburg. Dieser trat 1525 zur evangelischen Religion über. Mit seinem Sohne
Albrecht Friedrich starben seine männlichen Nachkommen in Preußen (1618) aus, und das
Herzogthum Preußen fiel an Brandenburg. Bon diesem Herzogthum hat der preußische
Staat seinen Namen erhalten. Weil das Ordenskleid der deutschen Ritter, welche früher
in Preußen geherrscht hatte», schwarz und weiß war, so blieben dies« Farbe» preußische
A a livn alfar den.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_von_Hohenzollern Friedrich Sigismund Johann_Sigis- Johann Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Cleve Ludwig_Xiv Ludwig Albrecht_von_Bran- Albrecht Albrecht_Friedrich Albrecht Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Brandenburg Brandenburg Pommern Brandenburg Magdeburg Halberstadt Minden Deutschland Rhein Marienburg Marienwerder Brandenburg
344
¡Der Länge nach von dem großen Nilflufse durchströmt, welcher sich in
mehreren Armen in das mittelländische Meer ergießt. Durch diesen
Fluß wird das Thal, welches er durchströmt, regelmäßig jeden Sommer
überschwemmt und dadurch vermittels des zurückbleibenden Schlammes
überaus fruchtbar gemacht, so daß bei der heißen Beschaffenheit des
Klimas in einem Jahre mehrfache Ernten stattfinden, und ein großer
Überfluß, besondes an verschiedenen Getreidearten erzeugt wird. Nicht
selten aber hat dieser faulende Nilschlamm auch die Pest verursacht, welche
sich von Ägypten her schon öfter verheerend verbreitet hat. Die aus-
nehmende Fruchtbarkeit des Nilthals erklärt uns den frühern Anbau
desselben, und dieser, so wie die eigenthümliche Beschaffenheit des Landes
selbst, die frühere Ausbildung mehrerer Gewerbe, Künste und Kenntnisse
in Ägypten, z.b. des Ackerbaues, des Kanalbaues, der Baukunst,
Meßkunst u. s. w. Als Jakob mit den Seinigen dahin wanderte, war
Ägypten schon ein geordneter Staat und zum Theil stark bevölkert. Schon
vor länger als 3000 Jahren baute man Wohnungen aus gebrannten
Ziegelsteinen oder gehauenen Felsstücken. Von der Beharrlichkeit und
Kunst in Aufführung großer Bauwerke in einer Zeit, die über alle
unsere Nachrichten hinausgeht, zeugen noch heute die Obelisken oder
16 bis 56™ hohe, spitz zulaufende Säulen, oft aus einem einzigen
Steine, deren einige später, als die Römer Herren von Ägypten waren,
nach Rom gebracht und daselbst aufgerichtet worden sind. Noch be-
wundernswürdiger sind die Pyramiden, große viereckige, spitz zulaufende
Gebäude, 62 bis 250™ hoch, mit innern Gemächern ohne Thüren
und Fenster. Sie dienten wahrscheinlich zu Grabmälern für die Könige;
wenigstens hat man in ihnen viele einbalsamirte Leichname oder Mumien
gefunden, deren anan mehrere auch nach Europa gebracht hat.
Auch die Schreibkunst war in Ägypten schon frühe bekannt. In
den ältesten Zeiten aber schrieben die Menschen auf Stein und Holz.
Später schrieben die Ägypter auf Blätter der Papierstaude. Indessen
eine Buchstabenschrift kannten sie noch nicht, sondern zeichneten ganze
Figuren zum Äusdruck des Gedankens. So z. B. bedeutete eine
Schlange, die sich in den Schwanz biß, die Zeit oder den Kreislauf
des Jahres; ein Auge die Vorsicht u. s. w. Diese Bilder- und
Zeichenschrift nannte man Hieroglyphen. Die weit vollkommenere
und leichter verständliche Buchstabenschrift ist eine Erfindung der Phö-
nizier, eines handeltreibenden Volkes, welches in Asien, nördlich von
Canaan am mittelländischen Meere wohnte.
Die bedeutendsten Städte Ägyptens sind Alerandrien und Kairo.
36. Der treue Löwe.
Ein gewaltiger Löwe ruhte im Wald,
Da stürzte aus nächtlichem Hinterhalt
Auf ihn eine riesige Schlange.
Mit grimmiger Eile umschlinget sic ihn,
Sie windet sich um ihn und stürzt ihn dahin,
Es wehret der Löwe sich lange.
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447
mehr fanden, schenkte ihnen im Jahre 1530 der deutsche Kaiser Karl V. die
Insel Malta, und von jener Zeit an hießen sie auch Maltheserrilter. —
Der König Balduin von Jerusalem schenkte im Jahre 1118 acht
französischen Rittern, die sich heldenmüthig der armen Pilger
außerhalb der Hauptstadt gegen die Angriffe der räuberischen Horden
angenommen hatten, den Platz, wo einst der Tempel Salomo's stand
Hier Lauten sie sich an und erhielten davon den Namen Tempelherrn.
Sie trugen ein rothes Kreuz auf ihrem weißen Mantel. Un-
gewöhnlich schnell stieg das Ansehen dieses Ordens, der größtentheils
aus Franzosen bestand, und er gewann durch reiche Mitglieder und
fromme Vermächtnisse einen Reichthum, der bald jenen der Johanniter
überstieg. Aber dieser Reichthum reizte den habsüchtigen französischen
König Philipp Iv. zum Verderben dieses Ordens. Er klagte die Mit-
glieder der gröbsten Verbrechen an; sie wurden unschuldig mißhandelt, ein-
gemauert, lebendig verbrannt, und der ganze Orden wurde im Jahre 1312
aufgehoben, seine Güter aber zum Vortheile des Königs eingezogen. —
Auch der deutsche Ritterorden hat den Kreuzzügen seine Ent-
stehung zu verdanken. Er wurde im Jahre 1190 von Deutschen
gegründet. Die Mitglieder mußten Deutsche sein. Auch sie legten,
wie die vorgenannten Orden, das dreifache Gelübde ab, und hatten
im Ganzen denselben Zweck und dieselbe Einrichtung. Ihre Ordens-
tracht war ein weißer Mantel mit einem schwarzen Kreuze. Nach
dem Verluste des heil. Landes wandten sie sich nach Venedig. Von da
wurden sie unter ihrem Großmeister Hermann von Salza im Jahre
1229 von den Polen gegen die Preußen zu Hülfe gerufen. Drei-
undfünfzig Jahre lang (von 1230 bis 1283) führten sie mit diesem heid-
nischen Volke schwere Kriege. Endlich eroberten sie das Land und verbreiteten
darin das Christenthum und deutsche Bildung, Sitte und Sprache.
Durch sie entstanden die Städte Thorn und Kulm, später Memel
und Königsberg. Marienburg wurde im Jahre 1309 die Residenz
des Hochmeisters. Im 16. Jahrhundert (1525) nahm der Hoch-
meister des Ordens, Markgraf Albrecht von Brandenburg, mit den
meisten Ordensgliedem die evangelische Religion an. Die Übrigen zogen
nach dem Städtchen Mergentheim im Würtembergischen. Im Jahre
1815 wurde der Orden durch den Wiener Vertrag aufgehoben. —
23. Die Dichtkunst im Mittelalter.
Sobald der Mensch der Sorge für die nöthigsten Bedürfnisse des Lebens
überhoben ist, so erwacht auch allmählich sein natürliches Gefühl für das Schöne,
sein Gefallen an höheren, geistigen Verrichtungen, die das Leben erheitern und
veredeln. Unter diesen stand im Mittelal-ter die Dichtkunst oben an und
wurde vorzüglich vom Adel gepstegt. Sie war ihm eine süße Erholung von den
ernsten Sorgen des Tages, von dem wilden Getümmel der Schlachten. Auf die
Entwicklung dieser schönen Kunst hatten die Kreuzzüge den wirksamsten Einstuß.
In dem fernen Morgenlande wurde der Kreuzfahrer durch die seltsamsten Erschei-
nungen wunderbar überrascht. Die heiligen Orte, wo einst der Erlöser wandelte, die
Pracht und der Reichthum des Orients, die wunderbaren Irrfahrten frommer
Pilger, die vielen Abenteuer der Ritter, dann auch die Sehnsucht nach den theuern
Zurückgebliebenen — dieses und manches andere regte mächtig den Geist auf und bot
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Balduin_von_Jerusalem Philipp_Iv Philipp Hermann_von_Salza Albrecht_von_Brandenburg Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Malta Venedig Kulm Königsberg Marienburg Städtchen_Mergentheim Würtembergischen
455
kommen klebenden Russen aus ihrem Schlaf sollten aufgerüttelt werden.
Zugleich trieb ihn sein wißbegieriger Geist, fremde Länder zu sehen,
fremde Sitten und Einrichtungen kennen zu lernen. Er beschloß daher,
eine Gesandtschaft durch einen Theil Europas reisen zu lassen und sich
unter sie zu mischen, um den Ehrenbezeugungen und Festlichkeiten zu
entgehen, die er sonst auszustehen gehabt haben würde. Lesort führte
die^Gesandtschaft. Holland, als der erste Handelsstaat damaliger Zeit,
zog ihn vor allen an. In Saardam, einem großen Dorfe, Amster-
dam gegenüber, wohnte er 7 Wochen lang in einer armseligen Schiffer-
hütte. Jeden Morgen ging er mit dem Beile in der Hand nach den
Schiffswerften, arbeitete wie der gemeinste Zimmermann und ließ sich
Peter Michaeloff nennen. Auch in der Schmiede arbeitete er mit, und
erlernte auch die Chirurgie. Von Holland ging er nach England,
um das englische Seewesen kennen zu lernen, und äußerte bei dieser
Gelegenheit, er wolle eben so gern ein englischer Admiral, als russischer
Kaiser sein.
Eben war er im Begriff, das Wunderland Italien zu besuchen,
als ihn die böse Nachricht traf, daß sich die Strelitzen abermals empört
hätten. Er eilte zurück. Als er in Moskau ankam, war durch einen
tapfern General der Aufruhr gedämpft. Nun hatte er nichts eifriger
zu thun, als seine Pläne zur Bildung seines Volks in Ausführung zu
bringen. Er ließ nicht nur Bücher aus fremden Sprachen in§ Russische
übersetzen und Schulen anlegen, sondern erklärte auch diejenigen, welche
nicht lesen und schreiben könnten, des väterlichen Erbes für verlustig.
Er führte den Gebrauch des Schreibpapiers in Rußland ein, lind schaffte
eine Buchdruckerei von Holland nach Moskau. Im Jahre 1703 legte
er den ersten Grund zu einer neuen Stadt, die nach feinem Namen
Petersburg heißt. Um den Bau schnell zu betreiben, wurden Tausende
von Bauern, zum Theil aus einer Entfernung von 2 — 300 Meilen
nach der Newa zusammengetrieben. Die Armen fanden hier weder
Obdach, noch Lebensmittel, noch Handwerkszeug. Aber es arbeiteten
täglich 20,000 Menschen, und das Werk ging zusehends von Statten.
Die ersten Gebäude waren elende hölzerne Hütten, auch fehlte es an
Einwohnern. Bald ließen sich jedoch hier viele Liefländer und andere
nieder, die im Kriege ihre Häuser verloren hatten, auch Matrosen und
Schiffbauer, weil Peter in der Nähe große Schiffswerften anlegte.
Auch errichtete er eine Apotheke, eine Sternwarte und eine Akademie
der Wissenschaften daselbst und schaffte die sklavische Sitte, vor dem
Czar niederzufallen, ab, verbot die Glücksspiele, stiftete Hospitäler,
Waisen- und Arbeitshäuser, führte Brief- und Reiseposten ein, verbesserte
das Maß- und Münzwesen, beförderte den Handel und brachte durch
Berufung ausländischer Handwerker und Künstler die Gewerbe in Auf-
nahme. Das alles war die Frucht seiner Reisen, daß er alles im
Auslande mit empfänglichen Sinne für das Gute und Nützliche mtt
eigenen Augen gesehen und, wo er nur immer konnte, selbst mit Hand
angelegt hatte. Jetzt sah er erst, wie weit sein Volk noch gegen das
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Zimmermann Peter_Michaeloff Peter
Extrahierte Ortsnamen: Europas Holland Saardam Holland England Wunderland_Italien Moskau Rußland Holland Moskau Petersburg
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 28. Volksleben im 17. und 18. Jahrhundert. .
55
gangsformen und (für unseren Geschmack) lächerliche Trachten (unförmliche
Reifröcke der Frauen, große Perücken, kleitie Hütchen u. f. w. bei den
Männern).
4. Aber auch der Bürgerstand stand nicht mehr ans der Höhe
früherer Zeit. Viele Häuser, ja, ganze Stadtviertel waren unbewohnt und
in Ruinen verwandelt. (Wie diehohenzollernfiirsten hierin Wandel schafften,
siehe in den bezüglichen §§.) Die allgemeine Verarmung gestattete nicht
mehr die Anschaffung von künstlerisch ausgestattetem Hausrat. Derselbe
mußte billig beschafft werden, darum wurde er geschmacklos und nüchtern
hergestellt. Das Kunstgewerbe wurde nicht mehr gepflegt. Die alte
Ehrenhaftigkeit der Zunftgenossen nahm ab; Unzuverlässigkeit und Fälschung
raubte dem deutschen Gewerbe sein Ansehen im Auslande. Der Handel
der süddeutschen Städte und der Hansa war durch die Unternehmungslust
der Holländer und Engländer überflügelt worden, und so lag auch er da-
nieder. Der frühere Reichtum war verschwunden, und an die Stelle pracht-
voller und stilgerechter Bauwerke traten nüchterne und gleichförmige Häuser-
reihen. Dabei war der Bürger verschwenderisch und leichtsinnig geworden,
und oft mußten die Landesherren durch Gesetze die allzugroße Üppigkeit
der Bürger bei Gelagen und in der Kleidung beschränken.
5. Der Bauernstand verarmte immer mehr und geriet in völlige Ab-
hängigkeit vom Grundherrn (Leibeigenschaft). Ihm aufzuhelfen, ließen sich
Preußens Könige besonders angelegen sein. Mit großem Eifer schützten sie
Bürger und Bauern vor den Übergriffen der Beamten und der Grund-
herren, suchten ihren Wohlstand zu heben, schützten sie in ihrem Rechte und
führten sie wieder auf eine höhere Stufe der Gesittung durch Gründung
von Volksschulen und Einführung des Schulzwanges. (Vergleiche §29,2;
§ 30, E, 2 u. 3; § 32, 5.)
Unglaube und Aberglaube, letzterer namentlich aus den Heerlagern
des Dreißigjährigen Krieges stammend, machten sich in allen Gesellschafts-
schichten breit und traten in den vielen Hexenprozessen in erschreckender
Weise zu Tage.
Doch fehlte es auch in dieser trüben Zeit nicht an erwecklichen Stimmen,
die ein rechtes Glaubensleben hervorzurufen suchten. So sangen M. Rinckart,
Joh. Heermann, Paul Gerhardt u. a. ihre herrlichen Kirchenlieder.
6. Die deutsche Sprache befreiten von der unwürdigen Nachahmung
ausländischer Vorbilder erst Klopstock, Lessing, Goethe, Schiller u. a. gegen
Ende des 18. Jahrhunderts und vollendeten den Ausbau unserer schönen
Muttersprache.
Aufgaben: 1. Gib Beweise für die Entschlossenheit u. Tatkraft des Gr. Kurfürsten
an, desgl. für seine Klugheit, für seinen echten deutschen Sinn, für seine Frömmigkeit!
2. Mit welchem Neckte nennt man diesen Fürsten den Gründer der preußischen Macht?
3. Ter Gr. Kurfürst als deutscher Kriegsheld. 4. Umfang seines Staates der des Fürsten
Tode. — 5. Warum war Friedrichs Iii. Streben nach der Königskrone berechtigt?
6. Woher kam es, daß Frankreich im 17. u. 18. Jahrhundert gar so übermächtig wurde?
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans]]
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 29. Friedrich Wilhelm I.
§ 29. Friedrich Wilhelm I. (1713-1740).
1. Seinem Charakter nach war er das Gegenteil von seinem Vater.
Er haßte Pracht, Glanz und alles ausländische, namentlich französische
Wesen. Bald nach dem Begräbnis seines Vaters entließ der König die
Mehrzahl der unnützen Hofbeamten. Er verkaufte viele Juwelen und kost-
bare Gerätschaften und bezahlte mit dem Erlös die Schulden, die sein Vater
hinterlassen hatte. Seine Lebensweise war die eines wohlhabenden Bür-
gers; die Mahlzeiten bestanden aus Hausmannskost. Er trug den schlichten
Soldatenrock und war ein Bild derber Gesundheit. — Von Wissenschaften
und Künsten wollte er liur so viel gelten lassen, als sie handgreiflichen
Nutzen brachten. — Widerrede vertrug er nicht; „Räsonnier er nicht!"
war auf dergleichen seine Antwort. — Er selbst arbeitete gern und fleißig
nach seinem eigenen Worte: „Zur Arbeit sind die Regenten erkoren!"
Fleißige Arbeit forderte er auch von seiner Umgebung und seinen Beamten.
— Schlichte, aufrichtige Frömmigkeit war ein Grundzug seines Wesens.
(Sein Wahlspruch: „Ich bin kein Pietist (Frömmler), aber Gott vor alles
in der Welt und alles mit Gott!") Und so stellte er das Bild eines rech-
ten, strengen deutschen Hausvaters dar. — Seine Erholung fand er bei
der Jagd und im Tabakskollegium, wo er sich mit seinen Freunden bei einem
Glase Bier und einer Pfeife Tabak ohne allen Zwang unterhielt.
2. Er strebte danach, daß sein junges Königreich zu seinem hohen
Titel auch die Machtmittel erlange, durch die es den andern Neichen eben-
bürtig werden könne. Darum erstrebte seine Regierung dreierlei, nämlich, daß a.
der Wohlstand des Volkes gehoben, b. die Einnahmen des Staates ver-
größert und 6. das Kriegsheer vermehrt und kriegstüchtig gemacht werde.
a. Noch gab es in Stadt und Land viele wüste Stellen aus der Zeit
des Dreißigjährigen Krieges. Da sparte der König kein Geld. Er zog
viele Kolonisten ins Land, denen er Grund und Boden schenkte, und die
er mit barem Gelde, Saatgetreide und Zugvieh unterstützte. So nahm er
20000 evangelische Salzburger aus, die der Bischof von Salzburg um ihres
Glaubens willen hart bedrückt hatte. Er siedelte sie in Ostpreußen an, das
unter seinem Vorgänger durch die Pest sehr entvölkert worden war. Auch
schickte er andere Ansiedler hierher, so daß 12 neue Städte und über 300
Dörfer in dieser Gegend entstanden. — Potsdam verdankt eigentlich ihm
seine Entstehung; denn unter seiner Fürsorge stieg die Einwohnerzahl der
Stadt von 400 auf 20000. Berlin erweiterte und verschönerte er be-
deutend. Nicht selten zwang er bemittelte Bürger zum Bauen mit den
Worten: „Der Kerl hat Geld, muß bauen!" — Um den Gewerbfleiß
des eigenen Landes zu heben, erließ der König strenge Einfuhrverbote
und hob dadurch z. V. die Tuchmacherei sehr. — Seine Untertanen ge-
wöhnte er an strenge Ordnung; er hob z. B. viele Wirtshäuser aus und
gebot, daß die andern um neun Uhr abends geschlossen würden. Er zwang
auch sein Volk zur Arbeit. Niemand sollte müßiggehen. So befahl er,
daß die Hökerinnen in ihrer freien Zeit stricken, nähen oder spinnen sollten.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Tabakskollegium Salzburg Potsdam Berlin
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 34. Die Friedeuszeit von 1813—1840.
Die Preußen hatten zwar die Schlacht, nicht aber den Mut verloren. Na-
poleon glaubte, das preußische Heer vernichtet zu haben; aber Blücher ver-
sprach Wellington, daß er ihm am 18. mit seinem Heere zu Hilfe kommen
wolle. — An diesem Tage stand Napoleon den Engländern gegenüber bei
Waterloo und Belle-Alliance (Belalljangs). Bis zum Abende hatten
diese den furchtbaren Angriffen des Feindes standgehalten; ihre Reihen
waren schon stark gelichtet; Napoleon führte immer neue Truppen zum
Sturm vor, und noch waren die Preußen nicht da. Da rief Wellington:
„Ich wünschte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen!" — Da endlich
erschien Blücher mit seinen braven Truppen und griff die Flanke des fran-
zösischen Heeres an. Die Ankunft der Preußen war durch anhaltenden
Regen und schlechte Wege verzögert worden. Oft stockte der Zug, und das
Fortkommen schien unmöglich. Da drängte und bat Blücher seine ermatteten
Soldaten, doch ja auszuhalten, denn er wußte, wie hart Wellington be-
drängt wurde. Er rief in seiner Seelenangst: „Kinder, wir müssen vorwärts!
Ich habe es ja meinem Bruder Wellington versprochen. Wollt ihr denn,
daß ich wortbrüchig werde?" Und nach unsäglichen Anstrengungen langten
die Preußen auf dem Schlachtfelde an. Noch einen Vorstoß wagte Napoleon
gegen die Engländer, aber derselbe wurde abgeschlagen, und nun gingen
Engländer und Preußen zum Angriff über. Da sahen die Franzosen, daß
alles verloren sei. Mit dem Rufe: „Rette sich, wer kann!" ergriffen sie
die Flucht. — Den Preußen verblieb nun die saure und doch lustige Arbeit
der Verfolgung, die denn auch nach Gneisenaus Befehle bis zum „letzten
Hauche von Roß und Mann" ausgeführt wurde. Napoleon wäre fast selbst
in Gefangenschaft geraten. — Nach wenig Tagen zog Blücher an der Spitze
seiner Armee in Paris ein, und es kam zum zweiten Pariser Frieden,
in dem Frankreich siebenhundert Millionen Frank Kriegskosten bezahlen, die
von Napoleon allerorten geraubten Kunstschätze herausgeben und einige
Gebiete am Rheine abtreten mußte. Napoleon ward von den Engländern
gefangen genommen und nach der einsamen Felseninsel St. Helena ge-
bracht, wo er 1821 starb. —
In Wien einigten sich nun auch die europäischen Fürsten. Preußen
gab einen großen Teil seiner früheren polnischen Besitzungen an Rußland
ab, erhielt aber dafür Teile des Königreichs Sachsen, Neuvorpommern mit
Rügen und gesegnete Gebiete in Westfalen und am Rhein.
§ 34. Die Friedenszeit von 1815—1840.
Eine lange Friedenszeit kam nun für Preußen und Deutschland.
Friedrich Wilhelm Iii. gelang es durch weise Sparsamkeit in seinem Hofhält
und in der ganzen Staatsverwaltung, sowie durch Pflege von Ackerbau,
Handel und Gewerbe die Wunden der Kriegszeit zu heilen. Bald erfreute
sich das Volk wieder eines gesegneten Wohlstandes. — Um den Staat besser
verwalten zu können, wurde er in Provinzen, diese wurden in Regierungs-
bezirke und diese wieder in Kreise eingeteilt. Seit dieser Zeit steht der
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Frank Napoleon Napoleon Helena Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Wellington Wellington Wellington Wellington Paris Frankreich Rheine Wien Sachsen Westfalen Rhein Deutschland